Reise nach Douala – Kamerun 2020

Wieso es seit einigen Wochen nichts von Bongabee zu hören gab? Da wir daran gearbeitet haben, für Euch neuen Kaffee zu besorgen.

Im Februar reiste ich dafür nach Kamerun, mitsamt aller Tools wie Feuchtigkeitsmessgerät, IKAWA Proberöster, Cuppingutensilien, Schulungsunterlagen et cetera im Gepäck. Schließlich stand einiges an Arbeit an.

Die Vorbereitungen

Der anhaltenden Krise im englischsprachigen Teil Kameruns geschuldet war es leider nicht möglich die Anbauregion im Nordwesten des Landes selbst zu bereisen. Jedoch setzen wir alles daran, den Kaffeebauern zu helfen: durch Sicherung ihrer Einkommen über den Verkauf der Kaffee-Ernten, durch Erfahrungsaustausch und Wissensvermittlung. Nicht nach Kamerun zu reisen, stand deshalb außer Frage.

Die Monate vor Beginn der Reise verbrachte ich damit, den Rohkaffee über unzählige Telefonate mit den Bauern zu beschaffen. Ein paar Tage nach der Ankunft des Flugs in Douala erreichte sodann auch der Kaffee die Metropole. Die Hafenstadt am Atlantik, welche zu dieser Zeit des Jahres jeden Tag gefühlt 40 Grad Celsius schwülwarm ist, sollte für die nächsten Wochen meine Arbeitsstätte sein.

Aufbereitung der Ernte

Die Weiterverarbeitung des bereits gewaschenen und getrockneten Kaffees fand in einem der vielen Betriebe vor Ort statt. Auch diese spüren mittlerweile die Auswirkungen der Krise, trotzdass sich Douala in einer der 8 französischsprachigen Regionen (von insgesamt 10 Regionen im Land) befindet. Produktionsbetriebe stehen zum Teil still, da der Kaffee aus den Anbauregionen im Süd- und Nordwesten – den beiden einzigen englischsprachigen Regionen des Landes – ausbleibt.

Zunächst galt es die Säcke an Rohkaffee von den Lastern abzuladen, zu wiegen und Proben zum Schälen (Hulling) und Feuchtigkeit messen zu ziehen. Ein paar Kaffeesäcke wurden noch einmal zum Trocknen geleert und unter der Sonne ausgebreitet. Für den Großteil wurden bereits die Maschinen angeworfen und mit der Verarbeitung begonnen.

Die riesigen Anlagen in der Fabrik sind in der Lage alle Schritte von der Entfernung von Steinen, Blätterresten und anderer Fremdpartikel über Hulling (das Schälen der Kaffeekirsche) bis zum Sortieren nach Größe zu übernehmen. Von Menschenhand ist allein das Einfüllen des Kaffees sowie das Herausnehmen aus der Maschine zu erledigen.  

Übrig blieb einer der wichtigsten Schritte, den keine Maschine übernehmen kann: das händische Verlesen des Kaffees. Um eine ungefähre Vorstellung zu geben, wie zeitaufwendig diese Aufgabe ist: für einen Sack Kaffee à 60 Kilogramm benötigt eine Person ungefähr einen Tag.

Ende März sollte das Handverlesen der aktuellen Ernte beendet sein. Dem werden die Vorbereitungen folgen, um den Kaffee startklar für die Verschiffung zu machen.

Treffen mit den Kaffeebauern

Dies war mit Abstand der gewagteste Teil der Reise. Nachdem ich mit den Bauern zuvor über Zukunftspläne und die anstehenden Projekte gesprochen hatte, waren sie nicht davon abzubringen eine 3-tägige, riskante Fahrt nach Douala auf sich zu nehmen. Eine weite Strecke durch die Krisenregion im Nordwesten des Landes legten sie auf Motorradtaxis zurück, was sich als sehr hilfreich zum Umfahren von Gefahrenbereichen erwies.

In den 4 Tagen, die wir miteinander verbrachten, besprachen wir viele verschiedene Themen. Die Herausforderungen bei der Ernte waren ein Teil davon. Unfreiwillige Pausen in der Erntearbeit sind für die Bauern mittlerweile keine Seltenheit, da sporadisch verhangene Ausgangssperren und Unwägbarkeiten auf dem Weg zu ihren Farmen sie dazu zwingen. Ein weiteres Thema war, wie sich die Qualität des Kaffees verbessern lässt.

Mithilfe eines Probenrösters hatten wir ein sehr spannendes und aufschlussreiches Cupping. Wir verkosteten sowohl die gewaschenen Kaffees als auch die Naturals aus der Anbauregion. Am interessantesten und am wichtigsten aber war das Defekt Cuptasting, in dem es um das Schmecken von Defekten ging, die von unreifen Bohnen stammen. Wie aufgeregt und überaus begeistert die Bauern waren, ihren eigenen Kaffee frisch geröstet zu probieren, brauche ich Euch wahrscheinlich nicht zu erklären.

Wir fanden sogar Zeit „Berty“ zu besuchen, den Pulper, den wir vor ungefähr 2 Jahren gekauft haben. Ich konnte mein Lachen kaum zurückhalten, als die Farmer darüber witzelten, wer von ihnen wohl die Maschine in Obhut nehmen darf. Sie können es indes nicht erwarten, bis der Pulper ihnen zur Verfügung steht und ihnen die Arbeit erleichtern wird.

Die Farmer zeigten außerdem ihre tiefe Dankbarkeit für die Spenden vom Deutschland-Nkambé e.V., dessen Gründung wir initiierten.

Fazit

Wir sind froh, dass die Reise wie geplant verlief, und mehr als glücklich, dass alle Kaffeebauern wohlauf sind. Da uns im Besonderen der Erfahrungs- und Wissensaustausch mit den Farmern sehr am Herzen lieg, sind wir froh, dass dieser in diesem Rahmen stattfinden konnte. Mit Spannung erwarten wir die Ankunft des Kaffees im Juni. Wir halten Euch auf dem Laufenden.

Euer Wilson