Coffee Experiment – Die Verwandlung von Kaffee von der reifen Kirsche zur grünen Bohne

Wieviel Kaffeekirschen muss man abernten, um ein Kilogramm Rohbohnen bzw. grünen Kaffee zu erhalten? Wie im letzten Blogpost angekündigt, haben wir darauf gebrannt dieser Frage nachzugehen und uns auf der diesjährigen Kaffeereise nach Kamerun damit beschäftigt. Angestoßen hatte dieses Experiment das Bongabee/ Cross River Coffee Team vor Ort in Dresden, um besser nachvollziehen zu können, wieviel Arbeit und Zeit hinter der Verarbeitung der Kaffeekirschen stecken und was dies, das Verhältnis von Ernteertrag und -erlös betrachtend, für die Kaffeebauern bedeutet. 

Lassen wir Wilson vom Experiment berichten…

Schritt 1) Kaffeekirschen ernten

Beim Besuch der Kaffeefarm in Santchou pflückten wir eine ordentliche Menge Kaffeekirschen (ungefähr 5 Kilogramm) und nahmen diese mit uns nach Douala. Da es schon spät geworden war, als wir zurückkehrten, blieb uns nichts anderes übrig als den Kaffee am nächsten Tag weiterzuverarbeiten. Die Herausforderung war, den natürlichen Fermentationsprozess der Kaffeekirschen im schwül-warmen bis heißen Douala so weit wie möglich aufzuhalten. Aus diesem Grund lagerten wir die Kirschen über Nacht in mit Wasser gefüllten Eimern.

Woran erkennt man, dass eine Kaffeekirsche reif ist?

Beim Handpicking werden die Kaffeekirschen von Hand, je nach Reifung abgepflückt. Den Grad der Reifung erkennt man an der Farbe der Kirschen - grüne, gelbliche oder orangefarbene Kirschen sind noch nicht reif bzw. voll entwickelt. Reife Kirschen strahlen in einem leuchtend-kräftigem Rot. Sobald die Kirsche dunkelrot oder schwarz gefärbt ist, ist sie wahrscheinlich schon überreif. Spätestens beim Entfleischen und Schälen sind diese als "black beans" auch zu erkennen.

Schritt 2) Entpulpen

Der darauffolgende Tag war ein Team Building Day. Ein anspruchsvoller noch dazu: Wir hatten die Kaffeebohnen vom Fruchtfleisch zu befreien – von Hand! Fünf Personen – Lisa, Larry, Dickson, Honorine und ich – waren damit 1,5 Stunden beschäftigt. Zum Glück hatten wir genug Wasser zu Trinken parat. Es war ein heißer und windstiller Tag. Lisa tat mir leid, die Hitze war für sie nicht leicht zu ertragen. Aber für die Tagesaufgabe und vorallem für Kaffee war sie immer bereit.

Von den geernteten 5 Kilo Kaffeekirschen nahmen wir 3 Kilo und verarbeiteten diese auf drei unterschiedliche Arten: 

– 1 Kilo als pulped bzw. honey processed (nach 1 Tag Fermentierung)

– 1 Kilo als washed (nach 1 Tag Fermentierung)

– 1 Kilo als washed (nach 2 Tagen Fermentierung)

Schritt 3) Hulling

Danach ließen wir die Kaffeebohnen für 7 Tage von der tropischen Sonne trocknen, bis der nächste schmerzhafte Verarbeitungsprozess begann. Da wir mit kleinen Mengen Kaffee arbeiteten und wir jeglichen Verlust an Kaffee durch maschinelle Verarbeitung vermeiden wollten, schälten wir die Kaffeebohnen im nächsten Schritt ebenfalls von Hand. 4 Stunden benötigten wir, um alle Kaffeebohnen zu schälen. 

Ergebnis:

Nach all der Arbeit war es tatsächlich überaus interessant, auf das Ergebnis des Experiments zu blicken. Von einem Kilo frisch geernteten Kirschen blieben:

1 Kilo geerntete Kirschen 
= 600g ungetrockneter Parchment coffee (bis auf die Pergamenthaut befreiter Kaffee) 
= 300g getrockneter Parchment coffee
= 250g geschälter grüner Kaffee

Das Ergebnis blieb bei allen verschiedenen Formen der Verarbeitung, die wir anwendeten, annähernd gleich. Die geringen Gewichtsunterschiede (es handelte sich um minimale Grammbeträge) rührten hauptsächlich von der analogen Waage, die wir nutzten. 

Was bedeutet dies letztendlich für die Kaffeebauern?

Je mehr Zeit und Arbeit die Bauern in die Verarbeitung stecken, umso geringer fällt die Bezahlung aus.

Die Farmer strengen sich besonders an, um ihren geernteten Kaffee als grünen Kaffee zu verkaufen. Ein gesunder Kaffeebaum produziert ca. 3 Kilo grünen Kaffee. Basierend auf den Ergebnissen unseres Experiments lässt sich schlussfolgern, dass die Bauern das Vierfache dieser Menge ernten müssen (sozusagen 12 Kilogramm frische Kaffeekirschen), um 3 Kilo Rohkaffee zu erhalten. Die Kaffeekirschen werden anschließend zur Verarbeitungsstation und/oder zum Trocknen auf Trockenbetten gebracht. Die meisten unserer Farmer ernten durchschnittlich rund 600 Kilo reife Kaffeekirschen pro Jahr ab. Davon bleiben nach Verarbeitung noch 200 Kilo Parchment Coffee, welchen wir praktisch „am Farmtor“ (farmgate) als gewaschenen (washed) oder Honey processed Kaffee kaufen.