„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen…“.
Wenn Wilson einmal im Jahr nach Kamerun fliegt, ist es allerdings so viel mehr als das! Deshalb möchten wir euch dieses Jahr gerne wieder teilhaben lassen an dieser besonderen Reise, die Schnittstelle ist zwischen der Liebe zu Kamerun, den persönlichen Lebensgeschichten der Bauern, hochwertigem Kaffee und einem fairen Kaffeehandel.
Dieses Jahr begleitet Lisa (die sympathischen Kaffeerösterin von der Dresdner Rösterei Zur Glücklichen Bohne) Wilson auf dem ersten Teil seiner Reise, um selbst Eindrücke vom Kaffeeanbau in Kamerun und den damit verbundenen Schwierigkeiten sammeln zu können. Wie ihr sehen werdet, sind die Hauptziele der Reise die Verarbeitung unserer grünen Kaffeebohnen zu begleiten und diese für die Verschiffung nach Deutschland vorzubereiten, Kontakte zu den Kaffeebauern zu pflegen und neue aufzubauen, sowie weitere organisatorische Tätigkeiten.
Tag 1 & 2
Los ging es für Wilson und Lisa am 10. Februar. Von Berlin aus ging es mit dem Flugzeug nach Douala. Bei derzeit tropisch-warmen 33° C verbrachten sie die ersten beiden Nächte in der quirligen Hafenstadt an der Westküste Kameruns.
Tag 3
Heute startete der Tag bereits sehr früh. Um 5:00 Uhr machten sich unsere beiden Kaffee-Helden auf den Weg von Douala ins Inland von Kamerun. Da es in Kamerun beim Autofahren für gewöhnlich etwas „rauer“ zugeht und die Straßen zum Teil in einem schlechten Zustand sind, entwickelte sich auch dieser Kurztrip zu einem kleinen Abenteuer. Neben den angenehmen Unterbrechungen, wie zum Beispiel Halt an einer Ananasfarm (s. Bilder) oder um leckeres Zuckerrohr zu genießen, gab es leider auch unerfreuliche Stopps (Checkpoints über Checkpoints und ein Unfall). Nach mehr als drei Stunden Fahrt erreichten sie schließlich ihr Ziel: eine Kaffeefarm in Santchou.
Die beeindruckende Kaffeefarm in Santchou ist ein sechs Hektar großer Familienbetrieb, den es bereits seit 45 Jahren gibt. Dementsprechend haben auch die meisten Kaffeebäume hier schon ein beachtliches Alter erreicht. Die Verantwortung für die Farm trägt Antoinette, eine ca. 70 Jahre alte, rüstige Dame (liebevoll und aus Respekt gegenüber Älteren schlicht "Mama" genannt), deren Sohn ein Freund der Familie Wilsons ist. Zur Erntezeit, die zwischen November und Februar liegt, werden zusätzlich bis zu fünf Erntehelfer beschäftigt. Diese sind nötig, da die Kaffeekirschen alle per Hand von den Ästen der Kaffeesträucher gezogen werden, was für die Pflanzen zwar schonender ist, als der Einsatz von Maschinen, aber auch zeit- und kostenintensiver.
Angekommen auf der Farm hatte Lisa nicht nur die Gelegenheit die üppig grünen Robusta-Pflanzen zu begutachten, sondern zum ersten Mal auch selbst beim Ernten Hand anzulegen.
Da die Preise für grüne Kaffeebohnen auf dem Weltmarkt nach wie vor sehr niedrig gehalten werden, ist der Verkauf des Rohkaffees leider auch für Antoinette und ihre Familie nicht wirtschaftlich genug. Trotz der guten Qualität ihrer Kaffeebohnen, sehen sie sich deshalb gezwungen zusätzlich Kakao anzubauen, für den im allgemeinen höhere Preise gezahlt werden (ungefähr das dreifache). Auch alte, unproduktive Kaffeebäume, werden inzwischen durch Kakao-, statt Kaffeepflanzen ersetzt.
Zudem machen auch die klimatischen Veränderungen in Kamerun den Bauern zu schaffen. Während die Trockenzeit sonst für gewöhnlich erst im März endete, kommt es seit einigen Jahren immer häufiger bereits früher zu Niederschlag, der die Kaffeepflanzen zu einer vorzeitigen Blüte anregt. Die Blüten sterben jedoch nach kurzer Zeit wieder ab (wenn der Regen vorbei ist) ohne Frucht getragen zu haben. Diese Anomalie führt dann zu Ausfällen in der nächsten Blüte-/Ernteperiode, das heißt zu geringeren Ernteerträgen.
Aus den beschriebenen Gründen streben wir es deshalb an, in Zukunft Robusta-Kaffee von der Farm in Santchou zu beziehen und dafür den Preis zu zahlen, den er auch wert ist!
Um einmal den reellen Wert der Kaffeebohnen und der damit verbundenen Arbeit zu verdeutlichen, möchten wir auch der Frage nachgehen, wieviel Rohkaffee man eigentlich aus einem Kilo geernteten Kaffeekirschen erhält, in Abhängigkeit von der Verarbeitung der Bohnen (washed und pulped – Eine kurze Erklärung zu den verschiedenen Aufbereitungsarten findet ihr im Kasten unten). Für dieses kleine Experiment nahmen Lisa und Wilson ihren selbst geernteten Kaffee mit zurück nach Douala um ihn da weiter zu verarbeiten, bzw. trocknen zu lassen.
Was denkt ihr? Wieviel Rohkaffee wird am Ende von den 1kg Kaffeekirschen übrigbleiben?
Und wieviel landet am Ende davon in eurer Kaffeetasse?
Die Auflösung zum Experiment erhaltet ihr im nächsten Beitrag.
Kleine Kaffeekunde Nach der Ernte der Kaffeebohnen gibt es verschiedene Möglichkeiten der Weiterverarbeitung: Washed – die Bohnen werden geschält und direkt danach gewaschen und getrocknet Pulped (Honey) – die Bohnen werden geschält, aber nicht gewaschen, sondern mit der Pektin Schicht getrocknet Natural – die Bohnen werden mit dem kompletten Fruchtfleisch getrocknet und erst anschließend geschält